Ludwigshafens Altstadt Hemshof liegt zentral, nahe dem modernen Einkaufscenter Rhein-Galerie, nahe Ludwigshafens City und nicht weit vom Rhein entfernt.
Am 29. September 2010 war die Eröffnung der Rhein-Galerie und es war beeindruckend, wie viele Menschen durch die City bummelten und das neue Einkaufscenter besuchten. Die gute Stimmung und die Geschäftigkeit erinnerten mich an die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs im Jahre 1967. Es war ein Erlebnis, der große, moderne Gebäudekomplex konnte bestaunt werden und auf dem Bahnhofsvorplatz wurde man in ein großes Gedränge mit fröhlichen Menschen gespült. Der neue Bahnhof wurde ausgiebig gefeiert. Er galt damals als der modernste Bahnhof Europas. Erinnern Sie sich an das Viadukt, an das frühere Bahnhofsgebäude auf dem Gelände des heutigen Rathaus-Centers und an die rauchenden Dampf-Lokomotiven?
Von Ludwigshafens Altstadt gelang man damals über das Viadukt in die Innenstadt. Dort wurde eingekauft, gebummelt und so manchem Schlussverkauf entgegengefiebert.
Die „Tortenschachtel“ wurde in der zweiten Hälfte der 50er Jahre erbaut. Der Einkauf im neuen Kaufhof garantierte attraktive Angebote und ein vielfältiges Warensortiment. In meiner Erinnerung war in Ludwigshafen ein Stück Neuzeit angebrochen. Eine Steigerung war die Eröffnung des Kaufhauses mit dem damaligen Namen „Merkur“, später umbenannt in „Horten“, an der Ecke Bahnhof-, Bismarckstraße. Der „Merkur“ war nicht weit entfernt von der Altstadt Hemshof und man konnte im Kaufhaus herumspazieren, schauen, genießen und die eingekauften Lebensmittel aus dem Supermarkt mühelos nach Hause tragen. Beide Kaufhäuser existieren heute nicht mehr.
Im Hemshof gab es viele Einkaufsmöglichkeiten, wie Lebensmittelläden, Milchgeschäfte, Metzgereien und Bäckereien. Als Kind in diesen Geschäften einzukaufen war ein Erlebnis. Wichtig war, man bekam oft etwas geschenkt, ein Bonbon, eine Scheibe Wurst, was dann auch besonders gut schmeckte. Blumen wurden im Blumengeschäft gekauft, die Schuhe beim Schuster neu besohlt. Sich eine kleine Leckerei aus der Bäckerei auf dem Schulweg zur Gräfenauschule zu gönnen, war natürlich gut möglich.
Wir schreiben das Jahr 2010. Einkaufskonzepte, Wohnlandschaften, Erscheinungsbilder von Straßen, Gebäuden und Innenhöfen haben sich verändert. Häuser in der Altstadt Hemshof sind saniert oder kernsaniert und energetisch auf aktuellem Stand. Kohleöfen, Kochherde aus vergangenen Zeiten stehen heute als antike Schmuckstücke zur Verfügung. Hausfassaden erstrahlen in neuem Glanz.
Zwei Erscheinungsformen in Ludwigshafens Altstadt lassen sich aus meiner Sicht weder „früher“ noch „heute“ zuordnen. Müll an Straßenecken, in Baumscheiben oder Vorgärten und Innenhöfen bieten ein unschönes Bild. Mein Appell an die Verursacher: Entsorgen Sie Unrat in die dafür vorgesehenen Müllbehälter bzw. nutzen Sie die ausreichend vorhandenen Wertstoffhöfe in Ludwigshafen.
Die zweite Erscheinungsform sind Satellitenschüsseln, die manche Hausfassaden verunzieren und teilweise auf mächtigen Stahlrohen in Innenhöfen und auf Balkonen montiert sind. Meiner Meinung nach sollte in Ludwigshafens Altstadt über alternative Konstruktionen nachgedacht werden. Der erste Schritt dabei wäre beispielsweise, Satellitenschüsseln so anzubringen, dass sie in den Straßenzügen und Innenhöfen nicht sichtbar sind. Im zweiten Schritt lassen sich hier vielleicht städtebaulich harmonischere Lösungen finden, möglicherweise reicht ja auch eine Satellitenantenne pro Haus?
Unsere Wohnkultur heute ist anders als vor 50 oder 60 Jahren. Beispielsweise ist ein Balkon heutzutage nicht mehr primär ein Areal, um Lebensmittel kühl zu halten oder große Wäsche auf der Wäscheleine zu trocknen. Balkone wurden zu Lebensräumen im Freien umgebaut, Gärten in gepflegte kleine Landschaften umgestaltet. Entspannung, Zusammensein mit Familie, Freunden und Bekannten sind in Ludwigshafens Altstadt sehr gut möglich.
Flanieren in der Altstadt, mediterranes Flair auf sich wirken lassen, … „früher und heute“ strahlen ihren Reiz aus, vermitteln Lebendigkeit, machen neugierig und laden ein über Ludwigshafens Entwicklung mehr zu erfahren.
Quelle Abbildungen 1 – 2: Stadtarchiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein
Christa Schilling, Initiative Sauberer Hemshof